11.6.2008—21.9.2008
Untere Ausstellungshalle

Julian Opie, 1958 in London geboren, zählt seit über zwei Jahrzehnten zu den bedeutendsten Exponenten der britischen Gegenwartskunst. Bekannt wurde der Künstler Mitte der 1980er Jahre als Vertreter der „New British Sculpture“ mit Metallskulpturen aus Alltagsgegenständen, deren Oberflächen bemalt waren.

Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Malerei und Skulptur, seit einigen Jahren finden sich auch bewegte Bilder in seinem Werk, die häufig mittels LCD und LED Signs generiert werden. Seine Objekte befinden sich in wichtigen Sammlungen weltweit wie u.a. der Tate Modern, London, dem Museum of Modern Art, New York, dem Stedelijk Museum, Amsterdam, und dem Kunsthaus Zürich.

Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn beschäftigt sich Opie mit der Erweiterung der künstlerischen Ausdrucksmittel, früh überschreitet er bewusst die Gattungsgrenzen zwischen Malerei und Skulptur, indem er sich etwa bei Stahlobjekten an Alltagsgegenständen orientiert. Elemente aus Comic Strips und der Pop Art werden hierbei zu einem wichtigen Teil seiner Arbeit. Es ist ihm ein wesentliches Anliegen, von den klassischen Formen und Gattungen der Kunst wegzukommen und einen anderen Träger sowie eine andere Sprache und Lesart zu finden. Diesem Ziel ist Julian Opie mithilfe der digitalen Bildtechnik sehr viel näher gekommen. Durch ihre so gewonnene Unabhängigkeit vom materiellen Bildträger werden die unterschiedlichsten Materialien einsetzbar. Damit findet seine Arbeit einen direkten Zugang zur Konsumwelt / zum angewandten Bereich (Postkarten, Poster, Sticker, Plattencover etc.). Opies Motive hingegen sind fest in der Tradition der Bildgeschichte verankert: Porträts, Aktdarstellungen, Halb- und Ganzfigurenbilder und Landschaften. Er nutzt seine Bildsujets flexibel und bringt sie je nach Kontext auf unterschiedliche Träger. Sie sind in Serien angelegt, die klar den traditionellen Bildgattungen folgen.

Die unverkennbare Bildsprache des Künstlers besteht in der Reduktion individueller Merkmale der menschlichen Figur auf wenige Striche bzw. auf der Schematisierung physiognomischer Grundzüge zu piktogrammähnlichen Porträts. In demselben Bildverfahren werden auch Landschaften und Architekturen zu einfach lesbaren Typologien verknappt. Opies künstlerische Intention, das Bild von seinem Träger abzulösen und als Wandmalerei, Skulptur, Leuchtkasten, Videofilm, Vinylbild oder C-Print wieder auferstehen zu lassen, gründet in seiner Bereitschaft mit verschiedenen, auch nicht-künstlerischen Medien zu experimentieren und die Vielzahl von bereits bestehenden oder noch zu erfindenden technischen Möglichkeiten für neue Bildfindungen auszuloten. Das MAK zeigt in der ersten großen Personale des britischen Künstlers in Österreich eine Auswahl an Porträts, Aktdarstellungen, Halbfiguren sowie einen Zyklus neuer Landschaftsbilder, die auf die Beschäftigung mit japanischen Meistern des 19. Jahrhunderts zurückgehen, und eine neue Serie, die Motive aus barocken Porträts aufgreift.

Ausstellung Julian Opie, Peter Noever
Kuratorin Bettina M. Busse

Katalog "JULIAN OPIE. Recent Works", hg. von Peter Noever, mit Texten von Bettina M. Busse, Timothy Clark, Sandy Nairne und Peter Noever, deutsch/englisch, ca. 160 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, MAK Wien/Hatje Cantz Ostfildern, 2008, € 35 MAK Design Shop