23.3.2021 | AKTUELL NUR EINGESCHRÄNKT BESUCHBAR
Die MAK-Schausammlung WIEN 1900 ist derzeit von Umbauarbeiten betroffen. Saal 2 mit den Werkzeichnungen von Gustav Klimt muss bis voraussichtlich Mitte Mai gesperrt bleiben. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Als faszinierend vielschichtige Kulturepoche ist „Wien 1900“ längst zum Mythos geworden. Das ebenso facetten- wie folgenreiche Design und Kunstgewerbe dieser Zeit stellt das MAK in den Fokus seiner Schausammlung WIEN 1900. Thematisches Zentrum der Präsentation bildet das vielgestaltige Ringen um einen österreichischen modernen bürgerlich-demokratischen Stil. Als Secessionismus und Jugendstil bezeichnet, dient das Design und Kunstgewerbe dieser vibrierenden Zeit heute wie kein anderes der österreichischen Identitätsstiftung.
Blickt man jedoch auf das Jahr 1900, so spiegelte sich in der Suche nach einem passenden Stil die identitäre Krise des Bürgertums. Die völlig gegensätzlichen Ergebnisse dieser Suche verband ein zentrales Merkmal der Moderne: eine sich bahnbrechende Sehnsucht nach individuellem Ausdruck.
In drei Räumen lädt das MAK zu einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Wien 1900“. Als Erste der seit 20 Jahren unveränderten Schausammmlungen hat diese Präsentation eine grundlegende Erneuerung erfahren. Inhaltlich von Christian Witt-Dörring gemeinsam mit den KustodInnen des Museums entwickelt, zeichnet der Wiener Designer Michael Embacher für die Gestaltung der Sammlungsräume verantwortlich.
WIEN 1900. Design / Kunstgewerbe 1890–1938 folgt einem chronologischen Aufbau. Der erste Raum widmet sich der Suche nach einem modernen Stil, während im zweiten Raum eine Auseinandersetzung mit dem Wiener Stil erfolgt. Der dritte Raum weist abschließend den Weg zum Internationalen Stil. Rund 500 ausgewählte Sammlungsobjekte zeigen sich in verschiedenen thematischen Zusammenstellungen, um kunsthistorische wie gesellschaftspolitische Aspekte rund um die Wiener Moderne zu beleuchten.
In mehrfacher Hinsicht verfährt die MAK-Schausammlung WIEN 1900 anders als die Räume, die sich während der vergangenen Jahrzehnte der Wiener Moderne widmeten. Zeitlich bettet sich die Neupräsentation zwischen die Überwindung des Historismus Ende des 19. Jahrhunderts und die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1938 ein. Sie ermöglicht dadurch ein breiteres historisches Verständnis der Epoche. Der Blick auf internationale Zusammenhänge öffnet sich, indem Einflüsse aus dem Ausland ebenso Darstellung finden wie andernorts zeitgleich auftretende Entwicklungen. Aufgezeigt werden darüber hinaus formale bzw. kulturelle Rückgriffe und Kontinuitäten: Manche Objekte veranschaulichen etwa eine Rückbesinnung auf das Biedermeier oder lassen die Verwendung von Mustern der mährischen Volkskunst erkennen.
Die MAK-Schausammlung WIEN 1900 ist derzeit von Umbauarbeiten betroffen. Saal 2 mit den Werkzeichnungen von Gustav Klimt muss bis voraussichtlich Mitte Mai gesperrt bleiben. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Vibrierend und vielgestaltig: WIEN 1900 in neuem Licht
Als faszinierend vielschichtige Kulturepoche ist „Wien 1900“ längst zum Mythos geworden. Das ebenso facetten- wie folgenreiche Design und Kunstgewerbe dieser Zeit stellt das MAK in den Fokus seiner Schausammlung WIEN 1900. Thematisches Zentrum der Präsentation bildet das vielgestaltige Ringen um einen österreichischen modernen bürgerlich-demokratischen Stil. Als Secessionismus und Jugendstil bezeichnet, dient das Design und Kunstgewerbe dieser vibrierenden Zeit heute wie kein anderes der österreichischen Identitätsstiftung.
Blickt man jedoch auf das Jahr 1900, so spiegelte sich in der Suche nach einem passenden Stil die identitäre Krise des Bürgertums. Die völlig gegensätzlichen Ergebnisse dieser Suche verband ein zentrales Merkmal der Moderne: eine sich bahnbrechende Sehnsucht nach individuellem Ausdruck.
In drei Räumen lädt das MAK zu einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Wien 1900“. Als Erste der seit 20 Jahren unveränderten Schausammmlungen hat diese Präsentation eine grundlegende Erneuerung erfahren. Inhaltlich von Christian Witt-Dörring gemeinsam mit den KustodInnen des Museums entwickelt, zeichnet der Wiener Designer Michael Embacher für die Gestaltung der Sammlungsräume verantwortlich.
WIEN 1900. Design / Kunstgewerbe 1890–1938 folgt einem chronologischen Aufbau. Der erste Raum widmet sich der Suche nach einem modernen Stil, während im zweiten Raum eine Auseinandersetzung mit dem Wiener Stil erfolgt. Der dritte Raum weist abschließend den Weg zum Internationalen Stil. Rund 500 ausgewählte Sammlungsobjekte zeigen sich in verschiedenen thematischen Zusammenstellungen, um kunsthistorische wie gesellschaftspolitische Aspekte rund um die Wiener Moderne zu beleuchten.
In mehrfacher Hinsicht verfährt die MAK-Schausammlung WIEN 1900 anders als die Räume, die sich während der vergangenen Jahrzehnte der Wiener Moderne widmeten. Zeitlich bettet sich die Neupräsentation zwischen die Überwindung des Historismus Ende des 19. Jahrhunderts und die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1938 ein. Sie ermöglicht dadurch ein breiteres historisches Verständnis der Epoche. Der Blick auf internationale Zusammenhänge öffnet sich, indem Einflüsse aus dem Ausland ebenso Darstellung finden wie andernorts zeitgleich auftretende Entwicklungen. Aufgezeigt werden darüber hinaus formale bzw. kulturelle Rückgriffe und Kontinuitäten: Manche Objekte veranschaulichen etwa eine Rückbesinnung auf das Biedermeier oder lassen die Verwendung von Mustern der mährischen Volkskunst erkennen.
Auf den „Spuren“ einer zentraleuropäischen Moderne
Nicht nur die beiden Gegenspieler Josef Hoffmann und Adolf Loos, die unterschiedlichen Wegen in die Moderne folgten, kamen aus dem Gebiet des heutigen Tschechiens. Zahlreiche weitere innovative Gestalter entstammten den böhmischen und mährischen Kronländern der Habsburgermonarchie.
Die seit Langem bestehende wechselseitige Beeinflussung zwischen Wien, Böhmen und Mähren war äußerst fruchtbringend für die Wiener Moderne: Viele in Wien ausgebildete Architekten und Designer spielten in ihrer Heimat eine bedeutsame Rolle bei der Verbreitung des neuen Stils. Die Schausammlungsräume „Wien 1900“ dokumentieren diese Wechselwirkungen und bilden daher einen wichtigen Eckpfeiler für ein breiteres Verständnis der Entwicklung einer zentraleuropäischen Moderne.
Das MAK trägt diesen neuen Ansatz auch nach außen. Mit Unterstützung der EU entwickelt es in den kommenden Jahren unter dem Titel „Spuren“ eine zentraleuropäische Kulturroute zwischen Wien und Brünn. Diese führt entlang der maßgeblichsten Bauten der Moderne und beinhaltet Orte mit Bedeutung für das Wiener Geistesleben um 1900. Das MAK nutzt dabei seine seit 2006 bestehende Kooperation mit der Mährischen Galerie im Josef Hoffmann Museum in Brtnice, um den Kulturraum Mähren–Niederösterreich–Wien als eines der kreativsten europäischen Zentren der Moderne wieder bewusst zu machen.
Kurator: Christian Witt-Dörring
Publikation
MAK/GUIDE erschienen anlässlich der Neuaufstellung der MAK-Schausammlung WIEN 1900, herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein, mit Beiträgen von Rainald Franz, Sebastian Hackenschmidt, Barbara Karl, Peter Klinger, Kathrin Pokorny-Nagel, Elisabeth Schmuttermeier, Christoph Thun-Hohenstein, Johannes Wieninger und Christian Witt-Dörring. Deutsch/englisch, 224 Seiten, rund 100 Farbabbildungen, 24 x 12,5 cm, Borschur, MAK Wien / Prestel Verlag, 2013. Erhältlich im MAK Design ShopPublikationen
Medien
Gustav Klimt
Werkzeichnung Erfüllung für den Mosaikfries im Speisesaal des Palais Stoclet
Wien, Kammerl am Attersee, 1910/11
Josef Hoffmann
Tafelaufsatz für die Familie Wittgenstein, Wien, 1905
Ausführung: Wiener Werkstätte (Josef Wagner)
Dagobert Peche
Salonschrank eines Empfang Salons
präsentiert auf der 45. Secessionsausstellung 1913, Wien, 1913 Ausführung: Jakob Soulek
Jurriaan Kok Jr. und Samuel Schellink Jr.
Vase, Den Haag, vor 1900
Ausführung: Plateelbakkerij Rozenburg, Den Haag, vor 1900
Lindsey Butterfield
Dekorstoff mit Blattranken und Blüten London, 1895
Ausführung: Liberty Art Fabrics, Regent Street
MAK-Schausammlung Wien 1900
Adolf Loos Sitzecke aus dem Herrenzimmer von Mary und Gustav Turnowsky, Wien 1900
Josef Hoffmann
Vitrine, präsentiert auf der Ausstellung Das befreite Handwerk im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie
Wien, 1934 Ausführung: Franz Konecny, Kunsttischlerei
FELICE RIX-UENO
Stoffbahn „Hutfeder
Wien, um 1922
Ausführung: Wiener Werkstätte
Seide; Pongis, bedruckt
T 10639 / 1968, Ankauf aus Privatbesitz
JOSEF HOFFMANN
Fischglas
Adolf (Adolfov/Vimperk, CZ), 1899
Ausführung: Meyr’s Neffe
Verleger: E. Bakalowits & Söhne, Wien
Farbloses Glas, optisch geblasen; Holz; Metall
LHG 1984-22 / 2007, Leihgabe Ernst Ploil, Wien