Sammlung Textilien und Teppiche
Kustodin: Lara Steinhäußer
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Dieses umfassende materielle Archiv spiegelt die künstlerischen, technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen dieses speziellen Bereichs während der letzten 1.500 Jahre und zeigt die internationalen kulturellen Verbindungen, die sich durch die Jahrhunderte ziehen.
Die MAK-Sammlung Textilien und Teppiche zählt zu den wertvollsten und umfangreichsten ihrer Art. Sie vereint Objekte von der Spätantike bis in die Gegenwart, von europäischen über orientalische bis zu ostasiatischen Textilien. Ihr einzigartiger Charakter gründet in der ungewöhnlichen zeitlichen und lokalen Vielfältigkeit der Objekte, die durch gezielte Sammlungsstrategie und immer wieder auch durch bedeutenden Donationen ans Museum gekommen sind. Die Sammlungsschwerpunkte liegen auf mittelalterlichen Geweben, Orientteppichen, Spitzen, Biedermeiertextilien, Textilien um 1900 sowie einer früh erworbenen Gruppe koptischer, also spätantiker, Textilien.
Einer ihrer Höhepunkte ist die Sammlung von Textilien der Wiener Werkstätte. Höchst erfolgreich produzierten die Künstler um Koloman Moser und Josef Hoffmann, die 1903 die Wiener Werkstätte gründeten, ab ca. 1910 innovative Stoffe, meist bedruckte Ware für Mode und Interieurs. Das MAK steht im Besitz des Nachlasses der Wiener Werkstätte und verfügt mit etwa 20.000 Stoffmustern von zirka 100 Künstlern über eine nahezu vollständige Dokumentation dieser Fabrikation.
Die knapp zweihundert Objekte umfassende Sammlung orientalischer Knüpfteppiche des MAK ist eine der berühmtesten und wertvollsten der Welt. Ihr Schwerpunkt liegt auf den einzigartigen persischen und mamlukischen Teppichen des 16. und 17. Jahrhunderts, die als Höhepunkte orientalischen Kunsthandwerks gelten, darunter der berühmte seidene Jagdteppich (Kaschan, Mittelpersien, erste Hälfte 16. Jahrhundert) und der weltweit einzige noch erhaltene seidene Mamlukenteppich (Ägypten, Kairo, um 1500). Die meisten dieser weltbekannten Stücke waren vor dem Ende des Ersten Weltkriegs im Besitz des ehemaligen österreichischen Kaiserhauses und gingen 1919 offiziell in die staatliche Kunstverwaltung über. Eine weitere Quelle bilden die 1907 aus dem ehemaligen k. k. Österreichischen Handelsmuseum angekauften Teppiche und Teppichfragmente. Darüber hinaus hat das Museum selbst seit 1868 Orientteppiche erworben.
Kostbare Stickereien prägen die Bestände an hochkarätigen mittelalterlichen Textilien, wobei das MAK sehr reich an außergewöhnlich gut erhaltenen „frühen“ kirchlichen Gewändern, sogenannten Paramenten, ist. Eines der herausragendsten Objekte ist hier der „Gösser Ornat“ (um 1260 entstanden und 1908 aus dem Benediktinerinnenkloster Göss erworben), das einzige aus so früher Zeit vollständig erhaltene Ensemble textiler Paramente. Zu den qualitätvollsten Beständen zählen außerdem eine Glockenkasel aus St. Paul im Lavanttal (um 1260), die sogenannte Melker Kasel (um 1320) oder das Salzburger Antependium (um 1230).
Die Renaissance ist in der Textilsammlung vor allem mit italienischen Seiden des 15. Jahrhunderts, deren Muster auf das Ursprungsland der Seidenweberei, China, zurückgehen, dokumentiert. Die Hochrenaissance vertreten kostbare Samte mit dem charakteristischen Granatapfelmuster, ebenfalls aus italienischen Manufakturen. Barocke Gewebe und Textilien des Rokoko sind als Bahnen, Fragmente und verarbeitet in Kostümen oder Interieurtextilien in der Sammlung vertreten.
Die überaus qualitätvolle und variationsreiche Spitzensammlung des MAK vereint rund 2.000 genähte und geklöppelte Spitzen vom 16. bis ins 20. Jahrhundert aus den Zentren der Spitzenproduktion Italien, Frankreich und den Niederlanden. Eine Sonderstellung innerhalb der Spitzensammlung nimmt die kulturhistorisch bedeutende Sammlung Bertha Pappenheims (1859–1936) ein, die sie dem Museum 1935 widmete. Bertha Pappenheim, die als von Sigmund Freud oft zitierter erster „Fall“ einer Gesprächstherapie als „Anna O.“ in die Geschichte der Psychoanalyse einging, war eine bedeutende jüdische Frauenrechtlerin, und erwarb während ihrer zahlreichen Reisen eine Kollektion von etwa 1.850 Spitzen und Textilien aus Italien, Frankreich, Belgien, Skandinavien, Palästina, Russland oder Polen aus dem 16. bis 20. Jahrhundert.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden Stoffmuster aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem Biedermeier. Diese Textilien stammen aus einer Sammlung, die Kaiser Franz I. schon 1806 ins Leben rief. Als Schauobjekte für den industriellen Fortschritt der Monarchie jährlich ausgestellt, sind sie exakt datiert und mit den Namen der Produzenten sowie Angaben zu ihrer Verwendung versehen. Die im MAK vorhandenen Gewebe, Kostüme und Accessoires des gesamten 19. Jahrhunderts geben einen beeindruckenden Überblick über die Vielfalt textiler Muster und ihrer Anwendungen in dieser Ära, die nicht zuletzt auf neuen, industriellen Fertigungsmethoden beruht.
Aus der Zeit vor und kurz nach 1900 besitzt das MAK auch eine umfangreiche Kollektion englischer Textilien der Arts and Crafts Bewegung. Sie wurde vom Museumsdirektor Arthur von Scala (1897–1909) systematisch gesammelt und die Gewebe oft direkt vom Produzenten erworben. Darunter befinden sich Modelldrucke von William Morris (1834–1896), Wandbehänge von Charles Francis Annesley Voysey (1857–1941) oder Vorhänge der Firma Sir Arthur Lasenby Libertys (1843–1917).
Die rund 1.200 Objekte umfassende Gruppe koptischer, d. h. spätantiker Textilien, aus ägyptischen Gräberfeldern geborgen, zählt zu den frühesten Museumssammlungen ihrer Art. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden koptische Gewebe in Nekropolen (Totenstädten) ausgegraben und von Kunsthändlern an europäische und amerikanische Sammlungen verkauft. Den Grundstock der MAK-Sammlung erwarb das Museum bereits 1883. Alois Riegl (1858–1905), seit 1885 Leiter der Textilsammlung des Museums und ab 1894 Universitätsprofessor in Wien, hat ihn wissenschaftlich bearbeitet.
Über diese zentralen Bestände hinaus besitzt die Textilsammlung des MAK überaus qualitätvolle osmanische Satteldecken, Seidengewebe und Stickereien des 16. und 17. Jahrhunderts, eine nahezu unbekannte Sammlung von Posamenten (Borten, Quasten, Bänder), eine qualitätvolle Sammlung sogenannter Kashmirshawls, indische Originale und europäische Varianten aus Frankreich, England und Wien; eine große Anzahl bunter, meist aus Kostümen herausgeschnittener, osteuropäischer Stickereien, die bei den Künstlern der Secession besonders beliebt waren, wurde vom Museum nach 1900 erworben.
Zu den wichtigsten Neuzugängen der Sammlung zählen Modestoffe der Firma Rhomberg aus Dornbirn, zeitgenössische Tapisserien, Mode der 60er bis heute. Die Entwürfe lieferten innovative Künstler unterschiedlicher Richtungen, darunter Tone Fink oder Stephan Hann.
In den Schausammlungssälen, in denen entsprechend den Schwerpunkten der Sammlung herausragende Objekte der Textilsammlung ausgestellt sind, schufen Franz Graf (Renaissance Barock Rokoko) und Füsun Onur (Teppiche) künstlerische Interventionen, die in beeindruckender Weise die qualitätvollsten Exponate der jeweiligen Sammlungssegmente inszenieren.
Die MAK-Sammlung Textilien und Teppiche zählt zu den wertvollsten und umfangreichsten ihrer Art. Sie vereint Objekte von der Spätantike bis in die Gegenwart, von europäischen über orientalische bis zu ostasiatischen Textilien. Ihr einzigartiger Charakter gründet in der ungewöhnlichen zeitlichen und lokalen Vielfältigkeit der Objekte, die durch gezielte Sammlungsstrategie und immer wieder auch durch bedeutenden Donationen ans Museum gekommen sind. Die Sammlungsschwerpunkte liegen auf mittelalterlichen Geweben, Orientteppichen, Spitzen, Biedermeiertextilien, Textilien um 1900 sowie einer früh erworbenen Gruppe koptischer, also spätantiker, Textilien.
Einer ihrer Höhepunkte ist die Sammlung von Textilien der Wiener Werkstätte. Höchst erfolgreich produzierten die Künstler um Koloman Moser und Josef Hoffmann, die 1903 die Wiener Werkstätte gründeten, ab ca. 1910 innovative Stoffe, meist bedruckte Ware für Mode und Interieurs. Das MAK steht im Besitz des Nachlasses der Wiener Werkstätte und verfügt mit etwa 20.000 Stoffmustern von zirka 100 Künstlern über eine nahezu vollständige Dokumentation dieser Fabrikation.
Die knapp zweihundert Objekte umfassende Sammlung orientalischer Knüpfteppiche des MAK ist eine der berühmtesten und wertvollsten der Welt. Ihr Schwerpunkt liegt auf den einzigartigen persischen und mamlukischen Teppichen des 16. und 17. Jahrhunderts, die als Höhepunkte orientalischen Kunsthandwerks gelten, darunter der berühmte seidene Jagdteppich (Kaschan, Mittelpersien, erste Hälfte 16. Jahrhundert) und der weltweit einzige noch erhaltene seidene Mamlukenteppich (Ägypten, Kairo, um 1500). Die meisten dieser weltbekannten Stücke waren vor dem Ende des Ersten Weltkriegs im Besitz des ehemaligen österreichischen Kaiserhauses und gingen 1919 offiziell in die staatliche Kunstverwaltung über. Eine weitere Quelle bilden die 1907 aus dem ehemaligen k. k. Österreichischen Handelsmuseum angekauften Teppiche und Teppichfragmente. Darüber hinaus hat das Museum selbst seit 1868 Orientteppiche erworben.
Kostbare Stickereien prägen die Bestände an hochkarätigen mittelalterlichen Textilien, wobei das MAK sehr reich an außergewöhnlich gut erhaltenen „frühen“ kirchlichen Gewändern, sogenannten Paramenten, ist. Eines der herausragendsten Objekte ist hier der „Gösser Ornat“ (um 1260 entstanden und 1908 aus dem Benediktinerinnenkloster Göss erworben), das einzige aus so früher Zeit vollständig erhaltene Ensemble textiler Paramente. Zu den qualitätvollsten Beständen zählen außerdem eine Glockenkasel aus St. Paul im Lavanttal (um 1260), die sogenannte Melker Kasel (um 1320) oder das Salzburger Antependium (um 1230).
Die Renaissance ist in der Textilsammlung vor allem mit italienischen Seiden des 15. Jahrhunderts, deren Muster auf das Ursprungsland der Seidenweberei, China, zurückgehen, dokumentiert. Die Hochrenaissance vertreten kostbare Samte mit dem charakteristischen Granatapfelmuster, ebenfalls aus italienischen Manufakturen. Barocke Gewebe und Textilien des Rokoko sind als Bahnen, Fragmente und verarbeitet in Kostümen oder Interieurtextilien in der Sammlung vertreten.
Die überaus qualitätvolle und variationsreiche Spitzensammlung des MAK vereint rund 2.000 genähte und geklöppelte Spitzen vom 16. bis ins 20. Jahrhundert aus den Zentren der Spitzenproduktion Italien, Frankreich und den Niederlanden. Eine Sonderstellung innerhalb der Spitzensammlung nimmt die kulturhistorisch bedeutende Sammlung Bertha Pappenheims (1859–1936) ein, die sie dem Museum 1935 widmete. Bertha Pappenheim, die als von Sigmund Freud oft zitierter erster „Fall“ einer Gesprächstherapie als „Anna O.“ in die Geschichte der Psychoanalyse einging, war eine bedeutende jüdische Frauenrechtlerin, und erwarb während ihrer zahlreichen Reisen eine Kollektion von etwa 1.850 Spitzen und Textilien aus Italien, Frankreich, Belgien, Skandinavien, Palästina, Russland oder Polen aus dem 16. bis 20. Jahrhundert.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden Stoffmuster aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem Biedermeier. Diese Textilien stammen aus einer Sammlung, die Kaiser Franz I. schon 1806 ins Leben rief. Als Schauobjekte für den industriellen Fortschritt der Monarchie jährlich ausgestellt, sind sie exakt datiert und mit den Namen der Produzenten sowie Angaben zu ihrer Verwendung versehen. Die im MAK vorhandenen Gewebe, Kostüme und Accessoires des gesamten 19. Jahrhunderts geben einen beeindruckenden Überblick über die Vielfalt textiler Muster und ihrer Anwendungen in dieser Ära, die nicht zuletzt auf neuen, industriellen Fertigungsmethoden beruht.
Aus der Zeit vor und kurz nach 1900 besitzt das MAK auch eine umfangreiche Kollektion englischer Textilien der Arts and Crafts Bewegung. Sie wurde vom Museumsdirektor Arthur von Scala (1897–1909) systematisch gesammelt und die Gewebe oft direkt vom Produzenten erworben. Darunter befinden sich Modelldrucke von William Morris (1834–1896), Wandbehänge von Charles Francis Annesley Voysey (1857–1941) oder Vorhänge der Firma Sir Arthur Lasenby Libertys (1843–1917).
Die rund 1.200 Objekte umfassende Gruppe koptischer, d. h. spätantiker Textilien, aus ägyptischen Gräberfeldern geborgen, zählt zu den frühesten Museumssammlungen ihrer Art. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden koptische Gewebe in Nekropolen (Totenstädten) ausgegraben und von Kunsthändlern an europäische und amerikanische Sammlungen verkauft. Den Grundstock der MAK-Sammlung erwarb das Museum bereits 1883. Alois Riegl (1858–1905), seit 1885 Leiter der Textilsammlung des Museums und ab 1894 Universitätsprofessor in Wien, hat ihn wissenschaftlich bearbeitet.
Über diese zentralen Bestände hinaus besitzt die Textilsammlung des MAK überaus qualitätvolle osmanische Satteldecken, Seidengewebe und Stickereien des 16. und 17. Jahrhunderts, eine nahezu unbekannte Sammlung von Posamenten (Borten, Quasten, Bänder), eine qualitätvolle Sammlung sogenannter Kashmirshawls, indische Originale und europäische Varianten aus Frankreich, England und Wien; eine große Anzahl bunter, meist aus Kostümen herausgeschnittener, osteuropäischer Stickereien, die bei den Künstlern der Secession besonders beliebt waren, wurde vom Museum nach 1900 erworben.
Zu den wichtigsten Neuzugängen der Sammlung zählen Modestoffe der Firma Rhomberg aus Dornbirn, zeitgenössische Tapisserien, Mode der 60er bis heute. Die Entwürfe lieferten innovative Künstler unterschiedlicher Richtungen, darunter Tone Fink oder Stephan Hann.
In den Schausammlungssälen, in denen entsprechend den Schwerpunkten der Sammlung herausragende Objekte der Textilsammlung ausgestellt sind, schufen Franz Graf (Renaissance Barock Rokoko) und Füsun Onur (Teppiche) künstlerische Interventionen, die in beeindruckender Weise die qualitätvollsten Exponate der jeweiligen Sammlungssegmente inszenieren.
Medien
FALTFÄCHER MIT CHINOISERIE
Frankreich und Deutschland, Mitte 18. Jh.. Bein, Metall, Papier, Farbpigment. F 228 / 1935
ROTES MANTEAUKLEID mit Watteaufalte und blauer Garnitur
Österreich, um 1760. Seide, Leinen, Fischbein. T 2195 / 1874
Stoffbahn „STYLE REVEL“
Frankreich, Lyon, zweites Viertel 18. Jh.. Seide, Metallfäden. T 7265 / 1911
Muhammed Dschan: PLUVIALE aus signiertem safawidischem Seidenstoff
Iran, Kaschan, zweite Hälfte 16. Jh.. Seide, Metallfäden. T 7266 / 1911
APPLIKATIONSSTICKEREI
Indien, Koromandelküste, um 1730. Wandbehang im Chinoiseriestil, Teil einer Zimmerausstattung aus Schloss Hof. Baumwolle, Leinen. T 8425 / 1922
GECHINTZTE STOFFBAHN mit Lebensbaummotiv
Indien, Koromandelküste, Anfang 18. Jh.. Teil einer Zimmerausstattung aus Schloss Hof. Baumwolle. T 9109 / 1922