27.5.2014—26.10.2014
Josef Hoffmann Museum Brtnice
KOLLEGIALITÄT UND KONTROVERSE. Josef Hoffmann und die Architekten der Mährischen Moderne aus der Wagnerschule in Wien ist die zehnte Ausstellung zu Leben und Werk Josef Hoffmanns (1870–1956) im Josef Hoffmann Museum, Brtnice, und stellt Hoffmanns Œuvre jenem von zwei weiteren Wagner-Schülern gegenüber. Wie Hoffmann gehörten auch Joseph Maria Olbrich (1867–1908) und Leopold Bauer (1872–1938) einer Generation talentierter Architekten aus der mährischen Provinz an, welche die Baukunst in Wien um 1900 entscheidend prägten. Eine gezielte Auswahl von ca. 50 Zeichnungen, Fotos und Texten skizziert ihre Rolle für die Baukunst der kaiserlichen Hauptstadt in Wien um 1900 und thematisiert den Beitrag Hoffmanns zur architektonischen Erneuerung in Mähren.

Hoffmanns Karriere als Architekt verlief über weite Strecken parallel zu jener von Olbrich und Bauer. Alle drei waren nicht nur Wagner-Schüler, sondern auch Mitglieder des „Siebener Clubs“, einer Vorfeldorganisation der Secession, gegründet von Studierenden der Akademie für bildende Künste in Wien und Gründungsmitglieder der Wiener Secession. Hoffmann und Bauer besuchten gemeinsam die Staatsgewerbeschule in Brünn und machten beide im Jahr 1896 an der Wiener Akademie für bildende Künste ihren Abschluss. Neben ihrer Mitarbeit im Atelier Otto Wagners verband sie ihre Publikationstätigkeit für die Zeitschrift Der Architekt. Bereits in ihrer Haltung gegenüber ihrem Lehrmeister Wagner manifestierte sich eine kontroverse Beziehung: Während Hoffmann Zeit seines Lebens Anhänger Wagners blieb und mit ihm gemeinsam in den Jahren 1898 und 1899 das Secessionsgebäude errichtete, wurde Leopold Bauer vom anfänglichen Befürworter zum scharfen Kritiker. Bauers Schritt in die Selbstständigkeit, nach zweijähriger Arbeit in Wagners Atelier, markierte den Bruch mit dem Lehrer und ebnete den Weg in eine eigenständige stilistische Entwicklung: seine ursprünglich modernistisch geprägte Linie wich einer „neuen Klassik“. In direkten Kontakt mit dem Werk Hoffmanns trat Bauer mit der Aufstockung des Sanatoriums Purkersdorf (1925–1926), die gegen Hoffmanns Willen erfolgte, sowie mit der Errichtung der Villa für den Leiter der Heilanstalt (1907–1908). Der von Wagner besonders geschätzte und für seine Nachfolge vorgesehene Olbrich entzog sich dem Wettkampf und ging nach Deutschland. Hoffmann übernahm Olbrichs Auftrag für die Villenkolonie „Hohe Warte“, als dieser im Jahr 1899 von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen zur Mitbegründung und Errichtung der Künstlerkolonie Mathildenhöhe nach Darmstadt berufen wurde. Dort entwickelte er den Gedanken des Gesamtkunstwerks in der Praxis weiter und gelangte von den anfänglichen kurvilinearen Formen zu einer Tektonik des Materials. Jeweils individuell widmeten sich alle drei Wagner-Schüler dem Ansatz einer Allgestaltung von Gebäude und Innenraum und beschäftigten sich folgerichtig auch mit dem Entwerfen von Interieurs, Möbeln und Objekten.

Kurator Rainald Franz, Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik