Sammlung Möbel und Holzarbeiten

Kustode: Sebastian Hackenschmidt

Das MAK besitzt eine umfangreiche Sammlung von Möbeln und Holzarbeiten, anhand derer sich die künstlerischen und stilistischen Tendenzen der Möbelgeschichte – mit Fokus auf Österreich und Wien – ebenso wie kulturhistorische und politische Entwicklungen der letzten 150 Jahre nachvollziehen lassen.

Die Sammlung umfasst mehr als 4.600 Objekte, von kleinen Schnitzereien und zierlichen Kistchen bis hin zu massiven Schränken und ganzen Inneneinrichtungen.

Die wesentlichen Schwerpunkte der MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten bilden die Möbelkunst des Barock und Rokoko, Möbel des Empire und Biedermeier sowie Möbel des Historismus und des Jugendstils, die jeweils durch herausragende Beispiele vertreten sind.

Weitere Höhepunkte sind Möbel der Gotik und Renaissance, auf die sich die Sammlungspolitik des Museums bei seiner Gründung vornehmlich konzentrierte, einfache und praktische Gebrauchsmöbel aus der Zeit um 1900, eine außerordentliche Sammlung von Möbeln der Wiener Zwischenkriegszeit, die den Zeitraum 1918 bis 1938 in einzigartiger Weise dokumentiert, sowie zeitgenössische Möbel seit etwa den 1960er Jahren. Das MAK besitzt außerdem hervorragende Bestände von höfischen Möbeln aus Österreich und Wien sowie von originalen und kopierten englischen Möbeln um 1900.

Zentrale Etappen der Designgeschichte zeichnen die ausgewiesene Kollektion von Bugholzmöbeln sowie die einzigartige Sammlung von Möbeln und Objekten der Wiener Werkstätte nach.

Die künstlerischen Höhepunkte sowie ein Großteil der historisch bedeutendsten Objekte dieses Sammlungssegments werden in der Schausammlung des MAK nach stilgeschichtlichen Kriterien präsentiert. So wird etwa in der Schausammlung Historismus Jugendstil ein Überblick über hundert Jahre Thonet-Möbelproduktion sowie jener der Konkurrenzfirmen von den dreißiger Jahren des 19. bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gezeigt.

Zu den besonders sehenswerten Exponaten zählt auch der in der Schausammlung Barock Rokoko Klassizismus präsentierte, von David Roentgen für den Generalgouverneur der österreichischen Niederlande, Prinz Karl Alexander von Lothringen, angefertigte Kunstschrank (Neuwied am Rhein, 1776), der als Glanzpunkt deutscher Kunsttischlerei gilt.

Die vielfältige Typologie des Sitzmöbels in unterschiedlichsten Epochen wurden 1993–2013 in der Studiensammlung Sitzmöbel sichtbar: Hier wurden exemplarisch unterschiedliche oder gleiche Typen, Funktionen, Entwicklungsstufen und Materialien von Sitzmöbeln einander gegenübergestellt.

Während des Zweiten Weltkriegs kamen bedeutende historische Bestände der MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten abhanden: Fast ein Drittel der Möbelsammlung wurde durch Kriegseinwirkung zerstört. Im Zuge der Museumsneuordnung der späten 1930er und frühen 1940er Jahre wurde zudem fast der gesamte Bestand an Holzplastiken an das Kunsthistorische Museum abgegeben; ein gewichtiger Teil der englischen und österreichischen Möbel der Jahrhundertwende ging verloren.

Nach Kriegsende bemühte sich das Museum intensiv um den Wiederaufbau der Möbelabteilung. Mit neuen Ankäufen wurde der Versuch unternommen, repräsentative Beispiele der Wiener Werkstätte und der Periode zwischen den Kriegen zu akquirieren. Die Biedermeier-, Historismus- und Jugendstilsammlung konnte vervollständigt werden, seit etwa den 1980er Jahren wurden auch aktuellere Positionen seit den 1960er Jahren dokumentiert. Dabei hat sich die Ordnung der Sammlung von der Material-Klassifizierung zu einer typologischen Klassifizierung gewandelt: Längst umfasst die Möbelsammlung nicht mehr nur Objekte aus Holz, sondern auch Möbel aus Stahlrohr, Kunststoff, Karton oder Filz.

Als ein neuer Sammlungsschwerpunkt kristallisiert sich der Grenzbereich von Kunst, Architektur und Möbeldesign heraus, der auch in der MAK-Sammlung Gegenwartskunst eine zentrale Rolle spielt. Zeitgenössische Ankäufe etwa von Donald Judd, Ron Arad, Tom Dixon und Jerszy Seymour markieren neue Positionen experimentellen Möbeldesigns.