17.6.2005—30.9.2005
Internationale Ausstellung

Muehls bedeutendste künstlerische Arbeit fällt in die Zeit des Wiener Aktionismus. Anfang der 60er Jahre protestiert er gemeinsam mit Brus, Frohner, Nitsch & Co gegen das bürgerliche Kunstempfinden und die starren Gesellschaftsstrukturen. Mit ungeheurer Radikalität stellen sie das traditionelle Tafelbild in Frage und setzen an seine Stelle die Aktion.

Unter dem Einfluss der Schriften von Charles Fourie, Wilhelm Reich und Sigmund Freud entwirft Otto Muehl ein Gesellschaftsmodell, dessen wichtigste Merkmale die Aktionsanalyse, die Selbstdarstellung, das gemeinsame Eigentum und die freie Sexualität sind. In ihrem Paradies, einem potemkinschen Dorf, abgeschottet vom Rest der Welt, wollen sie zum Ursprung menschlichen Lebens zurückkehren. Politische Akzeptanz und die Anerkennung von Künstlerkollegen lösten eine fast kultische Verehrung aus. 1990 - nach der Verurteilung Muehls zu einer 7-jährigen Haftstrafe wegen diverser Sittlichkeits- und Suchtgiftdelikte - wurde die Kommune aufgelöst. Heute lebt Otto Muehl in Portugal und beschäftigt sich mit Malerei.

Kuratorin Bettina M. Busse