14.5.2003—17.8.2003
Untere Ausstellungshalle

Die Ausstellung ZAHA HADID Architektur ist dem umfangreichen Werk einer der renommiertesten Vertreterinnen wegweisender zeitgenössischer Architektur gewidmet und präsentiert neben den neuesten Projekten einen umfassenden Einblick in das Gesamtwerk Zaha Hadids.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Installation "Ice-Storm" - ein gebautes Manifest, konzipiert und realisiert eigens für die zentrale Ausstellungshalle im MAK, das der aktiven Annäherung des Publikums an Hadids radikal neue Formen- und Raumsprache dient. Die semiabstrakt geformte Fläche kann als ein aus einem einzigen Block geschnittenes Apartment gesehen werden und verweist auf neue Arten von Wohn- und Sitzlandschaften. Es handelt sich dabei um ein latentes Environment, mit dessen Morphologie bislang weder vertraute Typologien noch bestimmte Codes assoziiert wurden.

Die Ausstellung vereint darüber hinaus neben Modellen unterschiedlichster Planungsstadien, Fotografien, Plänen, Renderings und Computeranimationen eine große Zahl zum Teil noch nie gezeigter groß- und mittelformatiger "Major Paintings" zu einem "Archiv" des Œuvres der Architektin. Diese Gemälde sind weniger als konkrete Repräsentation von Architektur zu verstehen, sondern bringen vielmehr mittels "multiperspektivischer Projektion" Perspektiven, Raum, Farbe, Licht und Schatten zum Ausdruck und spiegeln die Formensprache und Stimmung des jeweiligen Projekts wider.

Zaha Hadid Architects genießen als Planer und im akademischen Diskurs internationale Anerkennung für ihre Vorreiterrolle in der Beschäftigung mit der baulichen Form und ihrer graphischen Darstellung. Viele ihrer Aufträge erhielt Zaha Hadid in offenen und geladenen internationalen Wettbewerben. Bei zahlreichen Designpreisen erreichte sie im letzten Jahrzehnt höchste Auszeichnungen. Zu den hier gezeigten Siegerprojekten zählen das Rosenthal Center for Contemporary Art in Cincinnati, Ohio (1997-2003), das Nationale Zentrum für zeitgenössische Kunst in Rom (1998; in Bau seit 2003), das Science Center Wolfsburg (1999; in Bau seit 2001) und der vor kurzem beauftragte Entwurf für das Guggenheim Museum Tokio (2001).

Nach ihrem Studium an der Architectural Association (AA) in London und ihrer Arbeit als Mitglied des Office for Metropolitan Architecture (OMA) Mitte der 70er Jahre war der Ausgangspunkt für Zaha Hadids eigenes Büro der erste Preis im internationalen Entwurfswettbewerb für das Projekt "The Peak" in Hongkong (1982). Ihr Entwurf für das Vitra-Feuerwehrhaus in Weil am Rhein (1989-1993), das Rosenthal Center for Contemporary Art und der "Vista"-Masterplan für Singapur (2001; Phase 1 in Realisierung seit 2002) sind nur einige Projekte, die sinnbildlich für die Weite und Tiefe ihrer architektonischen Vision stehen.

Zaha Hadid beschreibt ihre Architektur als Ausdruck eines Gefühls der Bewegung: "Das Wichtigste ist die Bewegung, der Fluss der Dinge, eine nicht-euklidische Geometrie, in der sich nichts wiederholt: eine Neuordnung des Raumes."

Im Vitra-Feuerwehrhaus durchschneiden Polygone und Dreiecksformen den Raum und erzeugen so eine Bewegung durch tatsächliche und wahrgenommene Zeit.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Hadids Vision ist ihr Interesse an den strengen Schnittstellen zwischen Architektur, Landschaft und Geologie; sie integriert natürliche und künstliche Systeme, die sie zu Experimenten mit Video, Digital Imaging und physikalischer Modellierung führen. Solche Prozesse erzeugen oft unerwartete und dynamische Bauformen, gestaltet durch die Vorgaben von Bauplatz und Bebauungsbestimmungen - so etwa im Entwurf für den Terminus Hoenheim-Nord in Straßburg (1999-2001).

 

Ausstellung Zaha Hadid, Peter Noever
MAK-Kuratorin Martina Kandeler-Fritsch
Assistenz Rüdiger Andorfer

Katalog  "Zaha Hadid Architektur/Architecture". Herausgegeben von Peter Noever mit Texten von Andreas Ruby und Patrik Schumacher. MAK, 2003, deutsch/englisch, 192 S., 183 Abb., durchgehend farbig, 24x32 cm, Broschur, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit, EUR 35