18.2.2009—24.5.2009
MAK Kunstblättersaal

Wie kaum ein anderer prägte Hans Neumann (1888–1960) mit seinen Plakaten das Wiener Stadtbild der 1920er und 1930er Jahre. Nach ersten Berufserfahrungen in Berlin eröffnete er nach dem Ersten Weltkrieg ein eigenes Atelier am Stephansplatz, das zu einem der größten Ateliers im deutschsprachigen Raum avancierte und als Vorläufer der heutigen Werbeagenturen gesehen werden kann. Wer sich als Grafiker einen Namen machen wollte, musste bei Neumann gearbeitet haben. Das Atelier schuf Plakate, Inserate, Prospekte, aber auch eine Reihe von Notentitelblättern, die inhaltlich die Vielfalt der Arbeiten des Studios dokumentieren. Mit über 100 Plakaten besitzt das MAK eine der umfangreichsten Sammlungen an Arbeiten dieses Ateliers, dessen Geschichte in der Ausstellung nachgezeichnet wird.
 

Mit HANS NEUMANN. Pionier der Werbeagenturen setzt das MAK seine Aufgabe fort, Plakatwerbung ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Hans Neumann (1888–1960) steht dabei stellvertretend für die Entwicklung der österreichischen Werbelandschaft von den 1920er bis in die späten 1930er Jahre, als seine Plakate das visuelle Umfeld des Wiener Stadtbildes prägten. Nach dem Studium an der „Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt“ und an der Akademie der bildenden Künste in Wien sammelte er praktische Erfahrungen als Lithograph und ging nach Berlin, dem damals pulsierenden Zentrum der Künste. Nach Wien zurückgekehrt, gründete er ein eigenes Atelier, dessen Organisationsweise in vielerlei Hinsicht mit den Praktiken einer Werbeagentur im heutigen Sinne zu vergleichen ist. Durch den Aufschwung der österreichischen Filmindustrie und durch die Entwicklung zur modernen Konsumgesellschaft wurde das Plakat zum Massenkommunikationsmittel. Darüber hinaus wurde für Artikel des täglichen Bedarfs, Feste, Redouten, Messen, Ausstellungen etc. geworben. Im Zuge dessen schuf das „Atelier Hans Neumann“ am Stock-im-Eisen-Platz ab 1919 Plakate, Inserate, Prospekte, Kino-, Licht-, Sport- und Streckenreklame, Notentitelblätter, aber auch ganze Innen-einrichtungen mit hohem Wiedererkennungswert; sein Corporate Design unterzeichnete er schließlich mit einem runden Atelierstempel.


Einen beruflichen Höhepunkt bildete der Gewinn eines international ausgeschriebenen Wettbewerbs für die Messe Leipzig 1925. Für den Film Kleider machen Leute (1921) von Hans Steinhoff gestaltete Neumann nicht nur die Zwischentitel, sondern zeichnete für die gesamte Innenaus-stattung verantwortlich. In den 1930er Jahren entwickelte Neumann aus seinem Naturalismus heraus einen beinahe fotorealistischen Stil. Zu den Kunden der Agentur zählten u.a. Mercedes-Benz, Persil und Krupnik-Moden. Im Jahr 1938 musste Hans Neumann vor den Nationalsozialisten fliehen. Über London wanderte er nach Sydney, Australien, aus, wo er als Hans Newman wieder als Grafiker Fuß fasste. 1957 kehrte er nach Wien zurück, wo er am 19. November 1960 starb.


Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung

Publikation "HANS NEUMANN. Pionier der Werbeagenturen", hg. von Peter Noever, mit Beiträgen von Eva Flicker, Peter Klinger, Kathrin Pokorny-Nagel, Alexandra Smetana, MAK Studies 14, deutsch/englisch, 125 Seiten, MAK Wien 2008. MAK Design Shop

Kunstdrucke höchster Qualität von Hans Neumann-Motiven aus der Sammlung des MAK erhältlich im MAK Design Shop