The Stephanie Taylor Kong Boos – der erste und letzte Buchstabe von „song book“ wurden hier vertauscht – ist eine Installation aus Skulptur, Druckwerken und Musik im Schindler House, in der die Geschichten aus sechs Liedern, die zwischen 2010 und 2014 von der Künstlerin Stephanie Taylor komponiert wurden, illustriert und ergänzt werden.
 
Taylor komponiert Musik anhand von Tonsequenzen in Sätzen. Indem sie alle Töne in A, E, I, O und U unterteilt, kreiert sie Melodien, die sie in ausgewählten Phrasen findet. Ausgangspunkt für alle ihre Arbeiten ist der Reim. So werden Beziehungen zwischen gleichlautenden Dingen aufgebaut. Die aufgezeichneten Lieder fließen in ihre visuellen Installationen ein. Taylors Skulptur Bass von 2002 ist beispielsweise ein Barsch (engl. „bass“) aus Messing (engl. „brass“). Der Name gibt hier das Material vor und geht damit eine untrennbare Verbindung ein – ähnlich wie bei der Skulptur Hopper von 2007, einem verkupferten Bronzehasen. Es ist der Klang, der die Verbindung zwischen „hopper“ (Hüpfer) und „copper“ (Kupfer) sowie „bass“ (Barsch) und „brass“ (Messing) herstellt: Form und Funktion verschmelzen im Reim. Mit dieser augenzwinkernden konzeptuellen Strategie macht Taylor aus zufälligen Tonfolgen Poesie und beleuchtet Fragen der Bedeutung von und in Sprache.
 
Mit Kong Boos im Schindler Haus sind nun sechs von Taylors Liedern und ihre zugehörigen Installationen verbunden – mit vertauschten Charakteren und Schauplätzen wie einem Straßenhändler, einer Abschiedsparty oder einem Ölmann, und zeitlich verschobenen Plots. Die Geschichten der Ausstellung bewegen sich in Mäandern von Boston nach Rom, über den Ärmelkanal nach London, nach Texas und schließlich nach Los Angeles. Die Lieder heißen Pork Shank Stew, Goodbye Song, Rosángela, Swam Sea Span, Piston Toggle und Mommy! und werden (als Audioelemente innerhalb der Installation) durchgehend nacheinander abgespielt. Skulpturen, Fotos und Siebdrucke begleiten jeden Plot.
 
Die Präsentation von Taylors Werken im geschichtsträchtigen Architekturkontext des modernistischen Schindler House eröffnet neue Erlebnis- und Sichtweisen auf ihre Arbeit. Die Bedeutung des Hauses liegt zum Teil in den Geschichten begründet, die sich über Jahrzehnte durch seine zahlreichen illustren BewohnerInnen angesammelt haben. Dass Taylors Geschichten generierende Arbeit in dieser aufgeladenen Umgebung gezeigt wird, ermöglicht eine Rezeption, die über die Grenzen weißer Museumswände hinausgeht.

Der Künstler Lincoln Tobier gestaltete die begleitende und vom MAK Center (2016) herausgegebene Publikation aus Illustrationen und Musiknoten. Mit der Publikation, die für die Dauer der Ausstellung auf einem Klavier im Pauline Schindler Studio aufliegt, werden die BesucherInnen eingeladen, Stücke aus dem Kong Boos zu spielen und zu singen.
20.10.2016—8.1.2017
MAK Center Los Angeles, Schindler House