Schausammlung Romanik Gotik Renaissance

Künstlerische Intervention: Günther Förg

Schausammlungsraum 1993-2012

Als das MAK mich bat, die Einrichtung des Saales für Romanik, Gotik, Renaissance vorzunehmen, kam für mich nur eine Lösung in Frage, die unsere heutige Zeit mit der Vergangenheit verbindet. Bei den ausgestellten Stücken handelt es sich um den Gösser Ornat, verschiedene Majolika aus der Renaissance sowie einige Möbelstücke. Beinahe alle Stücke müssen aus konservatorischen Gründen in Vitrinen präsentiert werden. Die Konzeption der Gestaltung basiert auf zwei direkten Eingriffen: zum ersten eine farbige Fassung der Wände, zum zweiten eine Neugestaltung von Vitrinen. Zunächst musste eine Verbindung zwischen der zarten Farbigkeit des Gösser Ornats, den kräftigen unverblassten Farben der Majoliken - hier dominieren Ultramarinblau und Ockertöne - sowie der Deckenbemalung des Saales hergestellt werden. Ich entschied mich für ein helles Kobaltblau, das eine gewisse Feierlichkeit erzeugt, aber auch in einer Disharmonie zur Deckenbemalung steht. Die Gestaltung der Vitrinen erfolgte mit Mathis Esterhazy. Hier war das Ziel, eine klassische Vitrine zu finden, in der aber trotzdem unsere heutige Zeit ablesbar ist. Die Objekte werden, wie z. B. beim Gösser Ornat, in einem natürlichen Faltenwurf, bei den Reisesekretären auf einer natürlichen Höhe gezeigt. / Günther Förg

 

Mittelalterliches Kunsthandwerk hat sich oft in Kirchen und Klöstern erhalten, von wo es gelegentlich in Museen gelangte. So auch die bedeutendsten romanischen Werke des Museums, der einzige vollständig erhaltene Ornat des Mittelalters aus Kloster Göss und der Admonter Faltstuhl. Spezifische, regionale Eigenarten und das oft lange Weiterleben stilistischer Charakteristika im Kunstgewerbe sollen Möbel und Keramik des 15. und 16. Jahrhunderts aus Nord- und Südeuropa illustrieren. Österreichisches Kunsthandwerk des 15. Jahrhunderts gilt noch als gotisch. Während die Renaissance im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts in Italien beginnt, ist ihr Einfluss nördlich der Alpen erst seit der zweiten Jahrhunderthälfte zu spüren und dauert bis über das 16. Jahrhundert hinaus, wie der reich intarsierte Kabinettschrank aus Augsburg und die bemalte Tischplatte aus Schwaben deutlich machen. Auf italienischen Majolikagefäßen wurden dekorative Motive, antikisierende Grotesken und Ornamente, Landschaften und Figuren der Hochrenaissance adäquat in ein anderes Medium übertragen. Die szenischen Darstellungen sind von besonderer Qualität. / Angela Völker, Kuratorin (zur Zeit der Neuaufstellung Kustodin der MAK-Sammlung Textilien und Teppiche)