20.10.2004—20.2.2005
MAK Kunstblättersaal

Mit "Schili-Byli" ("Es war einmal") beginnen die meisten der hier präsentierten russischen Kinderbücher. Die Märchenwelt, die diese Worte suggerieren, stand jedoch in herbem Gegensatz zur Realität ihrer Entstehung, waren doch Autoren und Illustratoren - wie Lebedew, Majakowski, Mandelstam oder El Lissitzky - oftmals durch stalinistische Repression an ihrer Berufsausübung gehinderte Künstler. Dennoch: Innerhalb der äußerst restriktiven sowjetischen Kulturpolitik der zwanziger und dreißiger Jahre besetzten Kinderbücher eine Nische, in der eine gewisse Freiheit des künstlerischen Ausdrucks möglich war und subversive Inhalte - oft unbemerkt - einfließen konnten. Die Ausstellung stellt die Bücher so auch als das Paradoxon dar, befohlenes kunstpolitisches Erziehungsmittel und Instrument verbotener Oppositionspolitik zugleich zu sein.

Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung