19.6.2013—6.10.2013
Creative Climate Care Galerie
In ihren skulpturalen Inszenierungen setzt Verena Dengler Kunstobjekte aus der „Mustersammlung“ des MAK mit Querweisen auf Kunsthandwerk sowie Populärkultur in Beziehung. Diese verknüpft sie weiter mit ihrer privaten Mode- und Textilsammlung sowie mit eigenen Collagen, Stickereien und Malereien. In ihrem Anliegen, weitgehend übereinstimmende ästhetische Formulierungen zu unterlaufen, stößt Denglers Wahrnehmung auf kulturelle Umformungen, individuelle Aneignungen wie paradoxe Nachahmungen.

Unter anderem kombiniert Dengler einen englischen Tapetenstoff der MAK-Textilsammlung mit eigenen Arbeiten, in denen sie verschiedene Laura Ashley Muster einsetzt. Formale Ausprägungen, wie sie sich innerhalb einer Wiener sozialdemokratischen Bildungskultur niederschlagen, spürt sie in einer Fülle von Plakaten aus der MAK-Kunstblättersammlung auf. In ihrem Interesse an spezifischen Erscheinungsbildern und institutionellen Überhöhungen setzt sie bewusst prototypisch museale Displays ein und stellt diese gleichsam als Blenden auf, die quere Sichtweisen markieren. Sprachliche Übersetzungen von künstlerischen Ausdrucksformen überspitzt sie durch Integration von Beschriftungen und Texten in ihren Arbeiten.

Verena Denglers Vorliebe für Textiles zieht sich konsequent durch ihre Arbeitsweise. Sie verstrickt öffentliche Funktionen mit privaten Sammelleidenschaften und interessiert sich für das Identifikationspotential von Objekten. Anno O., alias, Bertha Pappenheim fasziniert die Künstlerin sowohl in ihrer Rolle als jüdische Feministin, als auch als Sammlerin von Spitzen und Metall. Die Geschichte von Anna O. verwebt sie wieder in unerwartete Erzählungen, wie etwa in die des Energiesparens und der Energieferien. In ihrer skulpturalen Übersetzung führt sie die Thematik in der skurril wirkenden Anwendung eines schmuckvollen Leuchters der MAK-Sammlung mit Energiesparlampen ad absurdum und weist bewusst und humorvoll auf eigenwillige Interpretationen multipler Systeme hin. Vorbei an sperrigen Displays entwickelt sie unterschiedliche Bedeutungsebenen und schafft gerade darin wieder Raum für individuelle Annäherungen.

Kuratorin Janina Falkner, MAK-Sammlung Gegenwartskunst

Ausstellungsreihe Sichtwechsel
SICHTWECHSEL reflektiert das MAK als Ort gegenwärtiger künstlerischer Produktion und gibt Anlass, angewandte Kunst und deren Vermittlung aus unterschiedlichen und neuen Perspektiven zu denken. Verena Dengler setzt sich innerhalb dieser Ausstellungsserie als vierte in Wien lebende und arbeitende Künstlerin der jüngeren Generation konkret mit der MAK-Studiensammlung auseinander. Den Auftakt der Reihe bildete die Ausstellung BENJAMIN HIRTE the classic mob ballet, gefolgt von KATHI HOFER craftivism und KERSTIN VON GABAIN city of broken furniture.