Schausammlung Orient

Künstlerische Intervention: GANGART

Schausammlungsraum 1993-2014

Um dem Anachronismus bildergleich aufgehängter Teppiche zu begegnen, sind senk- und waagerechte Präsentationsflächen im selben Material gefertigt und bilden eine losgelöste Einheit mit der Aufgabe, die Exponate zu „fassen“. Die Teppiche werden ohne einzelne Umrahmung montiert, was als Erscheinungsbild ihrer Verwendbarkeit entspricht.
Diese Präsentationsflächen sind in Bezug auf die vorgegebenen architektonischen Parameter proportioniert und bestehen aus zwei im Schnitt L-förmigen Baukörpern, die sich entlang der Längsachse des Saales entwickeln. Sie sind abgehoben von Boden und Wänden, ihr „Schwebe“-Zustand wird durch die begrenzte Ausleuchtung unterstützt. Die Farbe der Elemente ist eine Reaktion auf die herrschenden warmen Töne der Exponate; in ihrem Charakter treten sie zurück, den Teppichen wie auch den architektonischen Gestaltungselementen gegenüber.
Der verbleibende Mittelgang definiert den Rezeptionsmodus über die Vorgabe des Betrachtungsabstandes wie auch über die Richtungsvorgabe im Betrachtungsablauf. / GANGART

 

Die Sammlung orientalischer Teppiche im MAK gehört zu den wertvollsten und berühmtesten, wenn auch nicht zu den umfangreichsten Orientteppichsammlungen der Welt. Ihren Schwerpunkt, „klassische“ Teppiche des 16. und 17. Jahrhunderts, verdankt die Wiener Sammlung dem ehemaligen österreichischen Kaiserhaus, dessen Teppiche nach dem ersten Weltkrieg in seinen Besitz übergingen, wie der seidene Jagdteppich oder der einzige auf der Welt erhaltene seidene Mamlukenteppich. Bis heute ist nicht bekannt, wie die einzelnen Teppiche in den Besitz des österreichischen Kaiserhauses gelangten, wo man sie als – meist überaus hoch geschätzten – Haushaltsgegenstand, nicht als Sammelobjekt behandelte.

 

Im Orient ist der Knüpfteppich auf dem Boden der wichtigste Einrichtungsgegenstand, im Zelt des Nomaden sowie im Palast eines Herrschers. Künstlerische Erfindungsgabe, handwerkliches Geschick und kostbare Materialien werden deshalb reichlich eingesetzt.


Neben frühen Eigenerwerbungen des Museums ist schließlich als dritte Quelle das k.k. Orientalische beziehungsweise Handelsmuseum zu nennen, dessen Teppiche 1907, nach seiner Auflösung, ins MAK gelangten. / Angela Völker, Kuratorin (zur Zeit der Neuaufstellung Kustodin der MAK-Sammlung Textilien und Teppiche)